Am 02. September logierte die Festspieloper Prag auf dem Hamburg nahegelegenen Gut Basthorst. Geplant als Open Air Veranstaltung haben sich die Organisatoren kurzum entschlossen Giuseppe Verdis Meisterwerke im eigenen, umgebauten Kuhstall aufzuführen. Eine tolle und unkonventionelle Location für das gesungene Wort.

Die Kultur-Uschis hatten tatsächlich mal Glück und gewannen bei einem Gewinnspiel von Gut Basthorst auf Facebook zwei Karten für die große Open Air Gala. Also schmissen wir uns in unsere Opern-Outfits, samt Jacken für die lauschige Sommernacht, und haben uns wiedergefunden auf dem Gut Basthorst. Zu unserem Erstaunen, das Wetter war durchaus angenehm, wurde das Geschehen auf den Dachboden eines Kuhstalls verlegt. Das Wetter im Norden ist ja wirklich unberechenbar.

Mit einem Wein und unseren Jacken bewaffnet haben wir den Heuboden erklommen und schnell schöne Seitenplätze ergattert. Begrüßt wurden wir von Enno Freiherr von Ruffin und seinem Terrier. Eigentlich hat der Vierbeiner ihm die Show gestohlen. Mit einer Selbstverständlichkeit folgte er seinem Herrchen auf die Bühne, blickte forsch in die Menge, drehte eine Runde und ging dann wieder mit Herrchen ab. Die Begrüßung ging so an uns vorbei.
Das Ambiente verzaubert – der Gesang verzückt
Die erste Hälfte, die ersten fünfzig Minuten, flogen vorbei. Die Pause ebenso. Ein kleiner Gang über das Gelände des Gutes hat die Beine gelockert. Viele kleine Bauten ziehen sich über den Hof. Überall landwirtschaftliche Maschinen, die Gastwirtschaft hat den Außenbereich mit Pflanzen dekoriert, weiße Balken fassen Backstein. In vergangenen Zeiten galt man übrigens als „steinreich“, wenn man die Gefache seiner Häuser mit Backstein auskleiden konnte. Und hier auf Gut Basthorst gibt es viel Backstein.

Das gesungene Wort – Träger von Emotionen
Mit Musik aus Aida, Rigoletto, La Traviata, Der Troubadour, Don Carlos und Nabucco geht weiter. Als Nicht-so-oft-Opern-Gänger können wir die einzelnen Stücke keiner genauen Oper zuordnen. Aber das ist egal. Einfach mal schöne Musik konsumieren. Den Gewinn genießen – darum ging es. Und das ist definitiv gelungen. In der zweiten Hälfte geht es um eine offensichtliche Liebesgeschichte.

Die Dame in Weiß scheint jung zu sein, wie das weiße Kleid andeutet. Sie wird umgarnt von einem stattlichen Kavalier in Uniform. Dieser lässt sich aber von diversen Damen – der Dame in Blau besonders – den Kopf verdrehen. Das Drama ist vorprogrammiert.
Drama Baby, Drama!
Nach einem effektvollen Hin und Her verwandelt sich die weiße Sopranistin in eine rot-schwarz gekleidet Frau, entschlossen ihren Schwarm zurück zu gewinnen. Dies tritt natürlich auch ein. Am Ende kriegen sie sich nämlich doch. Trotzdem war der Weg dahin – obwohl schon verkürzt, da wir ja nicht die komplette Geschichte durchlebt haben – steinig.

Chor und Orchester
Natürlich waren die Hauptdarsteller nicht alleine auf der Bühne. Das Orchester hat bei der Begleitung ganze Arbeit geleistet. Der Chor hatte am Anfang kleine Schwierigkeiten. Man war nicht immer auf den Punkt, aber das änderte sich schnell. Keiner der Sänger hatte ein Mikro, alles war live und stimmgewaltig. Wirklich ein tolles Erlebnis!
Wissenswertes
Ausgewählt, zusammengestellt und in Szene gesetzt wurden die Stücke von dem bekannten tschechischen Bariton und Regisseur Oldich Kriz, der auch selbst auf der Bühne stand. Mehrmals blickte er verschmitzt, fast schelmisch ins Publikum. Die musikalische Leitung hat Richard Hein inne, der seit 1997 Dirigent an der Staatsoper Prag ist.

Programmhighlights
Aida
“Gloria all’Egitto”
Don Carlo
„Dio che nell’alma infondere“
Il trovatore
“Vedi! Le fosche notturne spoglie de’cieli” (Amboss-Chor)
“Di quella pira”
Rigoletto
“Questa o quella”
“Caro nome, che il mio cor”
“La donna è mobile”
La traviata
“Sempre libera”
Nabucco
Vorspiel
Gefangenenchor: “Va pensiero, sull´ali dorate”